Die SpVgg Ziegetsdorf in der Nachkriegszeit

Nach dem Krieg war es der frühere Aktive, Josef Melzl, der dafür sorgte, dass der Spielbetrieb im Verein wieder aufgenommen wurde. Es war nicht leicht, in dieser Zeit, in der die Besatzungsmächte diktierten, einen Verein wieder aufzubauen. Zunächst galt es, wieder elf Sportler zusammenzufinden, die dann wenigstens zahlenmäßig eine Fußballmannschaft bildeten. Es musste nach diesen Sportlern, die schon einmal den blau-weißen Dress getragen haben, gesucht werden. Es musste gewartet werden, ob der eine oder andere aus dem Krieg zurückgekehrt war. Leider machte das Schicksal auch in unserem Verein nicht halt und es war jegliches Warten umsonst. Diesen Sportlern, die ihre Heimat nicht wieder sehen sollten, sei hier besonders gedacht. Zu den Schwierigkeiten der Mannschaftszusammenstellung kam der Umstand, dass de Pachtvertrag mit der Stadt Regensburg bezüglich der Benutzung des Sportplatzes ausgelaufen war. Es war somit zunächst fraglich, ob der Spielbetrieb überhaupt wieder aufgenommen werden kann. In der Folge kam es zu langwierigen Verhandlungen, bis der Pachtvertrag zu unseren Gunsten durch die Stadt Regensburg verlängert wurde.

 

Nicht nur, dass der Sportplatz wieder spielfähig gemacht werden musste, viel mehr bedurfte es einer Vergrößerung des Vereinsgeländes. Dies wäre ohne die tatkräftige Unterstützung vieler damaliger Gründungsmitgliedern nicht möglich gewesen, zumal es zu dieser Zeit keinen Verband für Leibesübungen oder eine sonstige Institution gab, die das Vorhaben der Ziegetsdorfer mit Mitteln fördern hätte können. "Es gab aber Männer im Verein, die oft unter Hintanstellung ihrer Familien mit Arbeitsgeräten auf dem Sportplatz sich einfanden und mit viel Liebe zu ihrem Verein schufteten. Sie taten es für die Jugend, die doch unter den Nachkriegsverhältnissen am besten zu leiden hatte.", erläuterte der ehemalige Vorstand der SpVgg Ziegetsdorf, Johann Hartl.

 

Zu eben dieser Zeit trat erstmals Eduard Hoffmann bei der SpVgg Ziegetsdorf auf. Der Krieg vertrieb ihn aus seiner schlesischen Heimat und das Schicksal beorderte ihn nach Ziegetsdorf. Menschen wie ihn konnte der Verein gerade in jenen Zeiten gut gebrachen. Als Inhaber eines Tanzinstituts war es ihm möglich, zu hohen Instanzen in der Stadtverwaltung Verbindungen aufzunehmen. Es war ihm ebenfalls möglich, mit maßgeblichen Stellen der damaligen Besatzungsmächte Beziehungen aufzubauen, die er "seinem Verein" zugute kommen ließ. Aus Liebe zur SpVgg Ziegetsdorf klopfte der "neue" an die Tür und fand Gehör. Seit dieser Zeit war Edi Hoffmann ein wichtiges Mitglied unserer Vereinsfamilie. 

 

Josef Melzl, der in der Zeit von 1946 - 1948 als Vorstand tätig war, leistete enorm schwere Arbeit in diesen Zeiten. Ihm gilt der Dank des gesamten Vereins für die Fortführung des Erbes von Xaver Spitzer.

 

Doch wie gestaltete sich nun der Spielbetrieb, nachdem die erwähnten Schwierigkeiten überwunden waren? Durch die Umsiedlung der Bewohner der Ganghofersiedlung bekam die SpVgg Ziegetsdorf als Nachbarn russische und polnische Familien. Die jungen Männer dieser Angesiedelten schlossen sich zu einem Fußballverein zusammen und schließlich wurde unser Sportplatz zur Heimat für diese Sportler. Es gab Zuschauermassen auf unserem Sportgelände, als unsere "Blau-Weißen" gegen die neuen Ziegetsdorfer antraten. Ob Sieg oder Niederlage in diesen Freundschaftsspielen, die Siedler bedankten sich bei der SpVgg Ziegetsdorf stets mit der Spendieren von "Ami-Zigaretten" und sonstigen begehrten US-Artikeln.

 

Vorstand Franz Oswald
Vorstand Franz Oswald

Das Jahr 1948 brachte wieder eine neue Vorstandschaft auf die Beine. Der langjährige Vorstand, Franz Oswald, war vom Krieg zurückgekehrt. Er übernahm wieder den Verein, nachdem sich Josef Melzl nicht mehr zur Wahl stellte. Dieser Führungswechsel sollte ein weiteres Aufblühen des Vereinsgeschehens ergeben. Von strenger Hand durch Franz Oswald geführt, zählte die 1. Mannschaft bald wieder zur Spitze der Klasse. Wo er sah und hörte, dass gute Spieler "unterwegs" waren, war es sein Bemühen, diese Leute zur SVZ zu holen. So wurde im Jahr 1949 der Aufstieg in die A-Klasse geschafft.

 

Der inzwischen ergraute Franz Oswald, es kann mit Recht gesagt werden, stellt ein Stück Fußballgeschichte der SpVgg Ziegetsdorf dar. Aus Altersgründen stellte er im Jahr 1954 seinen Posten zur Verfügung. Die Leistungen der 1. Mannschaft gerieten ins Wanken und der Abstieg in die B-Klasse konnte nicht mehr verhindert werden.

 

In der darauffolgenden Saison 1954/55 gelang der Wiederaufstieg in die A-Klasse. Nach einigen Jahren jedoch, als die Mannschaft zu altern begann, kriselte es bereits wieder und die Leistungen nahmen ab. Wiederum musste die SpVgg Ziegetsdorf im Konzert der B-Klassisten mitwirken. Ein schwerer Rückschlag blieb der Vorstandschaft nach dem Abstieg in dieser Zeit nicht erspart. Einige Spieler verließen den Verein. Welch undankbare Aufgabe für die damals Verantwortlichen. So musste der Abstieg in die C-Klasse hingenommen werden, in der mehrere Jahre nur Mittelfeldplätze erreicht werden konnten. Eine Jugendabteilung bestand zu dieser Zeit nicht und wo sollte der erforderliche Nachwuchs herkommen?

 

Das damalige Vereinsmitglied und späterer Vorstand, Johann Hartl, war es, der in den 60er Jahren erneut eine Jugendabteilung ins Leben rief.